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5G Rettungsbürger

Tablet mit einer geöffneten Karte, darüber ein Handy, das den Notruf wählt

Das Projekt 5G Rettungsbürger untersucht Möglichkeiten zur Verbesserung des Schutzes und der Rettung von Menschen. Der Einsatz des 5G-Mobilfunkstandards soll in drei Themenfeldern „Erste Hilfe“, „Notruf“ und „Einsatzkräfte“ erprobt und Lösungen erarbeitet werden. Die einzelnen Glieder der Rettungskette sollen durch digitale Möglichkeiten gestärkt und die Verbindungen untereinander verbessert werden.

Das Thema 5G führt vielerorts zu heftigen Kontroversen und Diskussionen über die Anwendungsmöglichkeiten, Auswirkungen und den tatsächlichen Nutzen im Alltag. Das Projekt 5G Rettungsbürger in Ulm hat es sich zur Aufgabe gemacht, die schnelle Übertragung von Daten dort zu nutzen, wo jede Sekunde zählt: im Rettungswesen. Der Fall macht deutlich, wie sehr der notwendige Infrastrukturausbau auch einen Nutzen für das tägliche Leben der Menschen vor Ort mit sich bringen kann. Insgesamt betrachtet soll im hier beschrieben Projekt die Vielzahl der Akteure zusammengebracht werden, um sich über die bestehenden Angebote sowie deren digitale Weiterentwicklung unter Betrachtung praktischer, theoretischer und rechtlicher Aspekte auszutauschen.

In insgesamt drei Anwendungsfeldern soll der Einsatz von 5G in den beteiligten Landkreisen einen Mehrwert für die Rettungskette bringen. Bei einem Notruf ist es jetzt schon möglich, den Standort und Bilder telefonisch zu übermitteln. Zukünftig soll es auch möglich sein, eine Live-Video-Verbindung aufzubauen. So hat die Leitstelle einen optimalen Überblick über die Situation vor Ort, das so genannte Lagebild. So können unnötige Alarmierungen vermieden und die zumeist ehrenamtlichen Personalressourcen (insbesondere im ländlichen Raum) geschützt werden. Zusätzlich sollen Sprachbarrieren durch ein beidseitig funktionierendes Übersetzungstool mit KI Spracherkennung beseitigt werden, welches das gesprochene Wort in Echtzeit transkribiert und übersetzt. Dank 5G-Standard braucht der Ersthelfende dafür kein bestimmtes Endgerät. Durch „Edge-Computing“ kann diese Komponente direkt im Mobilfunknetz betrieben werden.

Aber auch bei der Ersten Hilfe selbst sollen die Menschen vor Ort schneller als bisher mit Hilfsmitteln unterstützt werden. Insbesondere in ländlichen Räumen, wo die Anfahrtswege oft weit sind und die Rettung per Hubschrauber die einzige zeitlich adäquate Möglichkeit ist, können hochautomatisierte Drohnen dabei helfen, Defibrillatoren oder andere Hilfsmittel schnell und präzise an den Einsatzort zu transportieren, insbesondere auch im unwegsamen Gelände. Die fehlerfreie Navigation dieser Drohnen wird ebenfalls durch den 5G-Standard ermöglicht.

Die Rettungskräfte selbst sind bei Einsätzen oftmals Gefahren und enormen Belastungen ausgesetzt. Insbesondere bei der Brandbekämpfung in Innenräumen und anderen gefährlichen Szenarien für die Rettungskräfte ist bisher eine Ortung und Überwachung nur schwer möglich. Hier kommt die bisher genutzt Technologie an ihre Grenzen. Der 5G-Standard bietet unter anderem die Möglichkeit, Positions- und Vitaldaten der Rettungskräfte per „Sidelink“ von Gerät zu Gerät zu übertragen. Bei Gefährdung oder Überlastung der Einsatzkräfte können so automatisiert ein Alarmsignal ausgelöst und die Einsatzkräfte geschützt bzw. evakuiert und gerettet werden.

Für das Projekt und die dazugehörige Förderung haben sich die Stadt Ulm und zwei ihrer umliegenden Landkreise zusammengetan. Die Gesamtsteuerung des Projekts, inklusive  Öffentlichkeitsarbeit, sowie die Konzeption liegen bei der Stadt Ulm als Konsortialführerin. Die insgesamt neun Arbeitspakete werden von unterschiedlichen Akteuren aus dem Projektkonsortium erarbeitet, teilweise in Abstimmung miteinander und mit unterschiedlichen Abhängigkeiten.

Das Konsortium setzt auf Kompetenzen aus allen Bereichen: Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Bürgerschaft und Rettungskräfte. Schon in der Konzeptionsphase wurden in insgesamt 18 Interviews Expert:innen sowie Ersthelfende befragt und aktuelle Szenarien und Einsatzmöglichkeiten diskutiert. Dabei stand prinzipiell der gesamte Notfallzyklus von der Alarmierung bis hin zur Dokumentation im Fokus. Zusätzlich zur Einbindung der Expert:innen und Rettungskräfte wurde die Bürgerschaft über eine Onlineumfrage und eine Informationsveranstaltung eng in den Prozess mit eingebunden. So konnten Sorgen und Fragen früh identifiziert und dementsprechend in das Gesamtprojekt eingebunden und mitbedacht werden.

Bei 5G Rettungsbürger handelt es sich um ein Modellprojekt: Im Fokus steht deshalb nicht an erster Stelle die Wirtschaftlichkeit der eingesetzten Lösungen oder ein finales Betreibermodell, sondern viel mehr die Erarbeitung von Standards, der Austausch über Schnittstellen, das Kennenlernen kritischer Punkte sowie die Klärung der rechtlichen Fragen. Insbesondere durch eine stärkere Standardisierung sollen Abhängigkeiten von Produzenten verhindert und der Wettbewerb gestärkt werden. Dabei ist eine Schlüsselfähigkeit des Bevölkerungsschutzes die Kollaboration. Das Projekt möchte somit den Grundstein legen, in Zukunft mit offenen Standards den Austausch und die Kooperation der Akteure untereinander zu fördern und anzuregen.

Link zur Webseite: https://www.ulm.de

Informationen Landkreis

Landkreis Neu-Ulm
Fläche: 515 km²
Einwohner:innen: 174.200
341 Einwohner:innen je km²

Alb-Donau-Kreis
Fläche: 1.357 km²
Einwohner:innen: 196.047
146 Einwohner:innen je km²

Stadt Ulm
Fläche: 118 km²
Einwohner:innen: 126.329
1065 Einwohner:innen je km²