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Herzberg digital.verein.t

In Herzberg (Elster) vereinten Stadtverwaltung, Vereine und Gruppen ihre Kräfte für ein stärkeres Ehrenamt. Das Ergebnis stellt eine digitale Plattform dar, die eine bessere Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit, Kontakt zur Verwaltung und Gewinnung von Mitgliedern unterstützt. Die innovative Lösung unterstützt das Ehrenamt und stärkt die Gemeinschaft.

Was wären ländliche Gemeinden ohne eine lebendige Vereinskultur? In Herzberg (Elster) engagieren sich hunderte Menschen in über 80 Vereinen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität in der Kleinstadt im Süden Brandenburgs. Dieses Engagement gilt es zu erhalten und zu fördern. Im Projekt „Herzberg digital.verein.t“ wurde daher untersucht, inwiefern digitale Lösungen dazu beitragen können, den Nachwuchs in den Vereinen zu sichern, den Arbeitsaufwand zu reduzieren und ehrenamtliches Engagement wieder attraktiver zu gestalten. Das Ziel bestand darin, die Möglichkeiten der Digitalisierung für Vereine greifbarer und für alle Engagierten besser zugänglich zu machen.

Mit der digitalen Ehrenamtsplattform werden die Möglichkeiten der Digitalisierung für Vereine greifbarer und für alle Engagierten zugänglicher gemacht. Sie fungiert als digitales Werkzeug, das sowohl als App- als auch als Browserversion funktioniert. Sie erleichtert die Kommunikation zwischen Gruppen sowie mit der Stadtverwaltung. Engagierte können Vereinsprofile erstellen, Beiträge verfassen und Veranstaltungen teilen. Die filterbare Liste ermöglicht das Finden von Freizeitangeboten nach Interessen und Bedarf. So wird ehrenamtliches Engagement sicht- und koordinierbarer, um das lokale Gemeinschaftsleben zu bereichern.

In ländlich geprägten Regionen spielt das ehrenamtliche Engagement eine entscheidende Rolle im gesellschaftlichen Leben. Vereine und Verbände tragen maßgeblich zur Daseinsvorsorge bei und schaffen soziale, kulturelle, sportliche und bildungsbezogene Angebote. Dennoch sehen sich diese Strukturen mit Herausforderungen konfrontiert. Das Phänomen des Vereinssterbens und Probleme bei der Nachwuchsgewinnung bedrohen das Ehrenamt, insbesondere in strukturschwachen Regionen. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken und das Ehrenamt zukunftsfähig zu machen, ist eine Anpassung an digitale Technologien unerlässlich.

Die digitale Lösung kann dabei helfen, Engagierte zu entlasten, junge Menschen für das Ehrenamt zu begeistern und die Arbeit der Vereine effektiver zu gestalten. Es galt daher, die Entwicklung und Schulung digitaler Kompetenzen zu fördern und den Einsatz digitaler Tools und Plattformen zu unterstützen, um das ehrenamtliche Engagement in ländlichen Räumen zu stärken.

Die Ausgangssituation zeigte, dass die Arbeitsbelastung der Ehrenamtlichen hoch war und viele Angebote nicht ausreichend sichtbar waren. Obwohl die Nutzung digitaler Technologien variabel war, erkannten viele Vereine das Potenzial digitaler Kanäle und Tools, insbesondere in der Nutzung der Städte-App. Das Projekt begann mit einer Best-Practice-Recherche, gefolgt von Umfragen und ko-kreativen Workshops mit den Engagierten, um Bedarfe und Anforderungen zu erfassen. In Zusammenarbeit mit einem Softwaredienstleister entstand ein Prototyp, der getestet und optimiert wurde. Dies führte zur Umsetzung einer tragfähigen Softwarelösung, die eigenständig bestehen konnte und in die Städte-App integriert wurde.

Die Stadt Herzberg (Elster) übernahm die lokale Koordination und richtete ein Projektbüro ein, das die Netzwerkarbeit sowie Kommunikations-, Bildungs- und Informationsveranstaltungen verantwortete. neuland21 e.V. unterstützte das Projekt wissenschaftlich-methodisch, indem Engagierte und zukünftige Nutzer:innen in Umfragen und Workshops einbezogen, Ideen entwickelt wurden und an der Konzeption der Ehrenamtsplattform gearbeitet wurde. Der IT-Dienstleister „The People Who Do“ (TPWD) entwickelte einen Prototypen, der nach Tests und Umfragen weiter optimiert wurde. Die Ehrenamtsplattform ist eine Erweiterung der Smart-Village-App und nutzt die browserbasierte Plattform „HumHub“. Diese Open Source-Software wurde als alternatives soziales Netzwerk konzipiert. Sowohl die Ehrenamtsplattform als auch „HumHub“ sind Open Source-Anwendungen, wodurch ihre Quellcodes für Interessierte mit technischem Know-how zugänglich sind. Diese Offenheit ermöglicht Einblick, Nutzung und potenzielle Weiterentwicklung der Plattform und trägt zur transparenten und kollaborativen Entwicklung bei.

Das Projekt flankierte außerdem Kommunikations- und Bildungsangebote vor Ort, welche die Bürger:innen in die Entwicklung des Tools einbezogen und zugleich einen Beitrag zur digitalen Kompetenz der organisierten Zivilgesellschaft der Stadt leisteten.

Das Projekt richtet sich an verschiedene Zielgruppen. Die Herzberger Vereine und Gruppen nutzen die Plattform als „beitragende“ Nutzer, um ihre Arbeit zu optimieren und effektiver zu gestalten. Die Bürger:innen von Herzberg sowie der umliegenden Ortsteile, Städte und Gemeinden profitieren als „konsumierende“ Nutzer:innen von den vielfältigen Angeboten der Plattform, die einen verbesserten Zugang zu lokalen Veranstaltungen und Vereinsaktivitäten ermöglichen. Darüber hinaus profitieren auch andere ländliche Kommunen, die im Rahmen einer Städte-App oder als Humhub-Webversion ebenfalls ein Vereinsportal implementieren möchten.

Um die langfristige Nutzung und Weiterentwicklung der entwickelten Ehrenamtsplattform sicherzustellen, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Eine zentrale Aufgabe bestand darin, das Endergebnis der Softwarelösung vor Ablauf des Projektzeitraums zu entwickeln und zu vermarkten, um eine breite Nutzerbasis zu erreichen und langfristig zu binden. Die kontinuierliche Pflege und Aktualisierung der Smart-Village-App und der integrierten Ehrenamtsplattform erfordern Zeit- und Personalressourcen. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, wurde der IT-Bereich der Stadtverwaltung personell verstärkt. Engagierte Bürger:innen wurden aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen und fungierten als Träger:innen und Entwickler:innen der digitalen Lösung. Sie spielen auch nach Projektende eine wichtige Rolle als Wissensträger:innen und -vermittler:innen. Die Zusammenarbeit mit anderen kommunalen Akteuren wie der Stadtverwaltung und verschiedenen Fachbereichen ist entscheidend für die Integration der Lösung in die bestehende Infrastruktur und deren langfristige Nutzung.

Auch begleitende Bildungsangebote zur Nutzung der Software wurden als wertvoll erachtet, um die Akzeptanz und Nutzungsbereitschaft zu steigern. Die Moderation und technische Betreuung der Plattform wird von kommunalen Akteuren übernommen, um ungewollte Veröffentlichungen zu verhindern und die Qualität der Inhalte sicherzustellen. Darüber hinaus ist eine kontinuierliche Evaluation und Feedback-Schleife wichtig, um das Angebot an die Bedürfnisse der Nutzer:innen anzupassen und die Qualität der Lösung sicherzustellen.

Informationen Landkreis

Stadt Herzberg (Elster)
Kreisstadt des Landkreises Elbe-Elster
Fläche: 148,89
km²

Einwohner:innen: 8987 – davon 4.638 Frauen und 4.349 Männer

Bevölkerungsdichte: 60 EW je km²