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kulturis/ OpenCulturas

Multifunktionale Online-Plattform für Kultur in Südniedersachsen und darüber hinaus

Die Online-Plattform „kulturis“ macht Kulturschaffende in der Region Südniedersachsen sichtbarer und inspiriert Menschen zu Kulturbesuchen. Ziele sind die Steigerung der regionalen Attraktivität, die Stärkung der Kulturszene und die Verbesserung der Informationslage der Bürgerinnen und Bürger. Die für kulturis entwickelte Open-Source-Software OpenCulturas kann weltweit eingesetzt und kostenfrei nachgenutzt werden.

Kultur braucht Sichtbarkeit, damit Menschen auf sie aufmerksam werden können. Als 2020 pandemiebedingt alle Kulturorte schließen mussten, entstand in Südniedersachsen ein Webprojekt, das Kulturschaffende eine „virtuelle Bühne“ bot. Daraus erwuchs das Projekt kulturis, welche nun als regionsweite Online-Plattform für Südniedersachsen vielfältige Informationen zur regionalen Kulturlandschaft bietet. Kulturinteressierte finden auf einer zentralen Webseite nun Veranstaltungen aus drei Landkreisen, einen Kulturatlas mit Profilen von Kulturschaffenden und Kulturorten, sowie redaktionelle Artikel zu Kultur in der Region und haben die Möglichkeit Teil einer Online-Community zu werden.

Schnell wurde deutlich: die Probleme, die wir mit kulturis lösen wollen, existieren in vielen Regionen, denn das Bangen um sinkende Besuchszahlen bei Kulturveranstaltungen existiert nicht erst seit der Corona-Pandemie. So wurden die Funktionen von kulturis von Beginn an konsequent generisch entwickelt und ein starker Fokus auf die Nachnutzbarkeit der Softwarelösung gelegt. Entstanden ist hieraus die Software OpenCulturas, auf der kulturis basiert und die von anderen Regionen und Organisationen weiterentwickelt und genutzt werden kann. Um die Software unabhängig von der Region Südniedersachsen zu administrieren und weiterzuentwickeln, wurde der OpenCulturas e.V. gegründet, der sich um Marketing und Koordination der Entwicklungsarbeit kümmert.

Entwickelt wurde die Software agil, orientiert an den Bedürfnissen von Kulturschaffenden und im engen Austausch mit ihnen. Im Entwicklungsprozess entschied sich das Landeszentrum für Freies Theater Sachsen-Anhalt dazu, ihre landesweite Theaterplattform Theatris mit OpenCulturas umzusetzen, sodass Anforderungen und Funktionen der Software bereits in einem sehr frühen Stadium von zwei Stakeholdern beeinflusst und geprüft wurden, sodass die generische Nachnutzbarkeit bereits früh verprobt wurde. OpenCulturas kommt mittlerweile (Stand Ende 2023) in vier Webprojekten zum Einsatz und weitere Kulturportale werden zeitnah in Ostfriesland und der Ostheide folgen.

Im Rahmen des kulturis-Modellprojekts konnten viele Erfahrungen gesammelt werden, die für eine Implementierung einer Online-Kulturplattform (z. B. auf Basis von OpenCulturas) für andere Regionen und Organisationen hilfreich sein können.

  • Auswahl der umsetzenden Organisation: Mit der Umsetzung des Projekts war der Landschaftsverband Südniedersachsen e. V. betraut, welcher als regionaler Kulturförderer mit den Kulturschaffenden bestens vernetzt ist und deren Bedürfnisse kennt. Obgleich die kulturis-Projektleitung neu in die Region gezogen war, hatte der Landschaftsverband bei den Kulturschaffenden einen großen Vertrauensvorschuss und Netzwerke konnten schnell gebildet werden. Zugleich konnte der Landschaftsverband als kleiner Verband und durch seine Rechtsform und Struktur sehr agil arbeiten.
  • Vernetzung: Durch die Gründung eines Projektbeirats und den Besuch regionaler Interessensgruppen wurden Multiplikatoren adressiert, die Feedback zu den entwickelten Konzepten gaben und zugleich das Projekt in ihren Netzwerken bekannter machten.
  • Anforderungsdefinition und agile Umsetzung: Für die Ausschreibung der Softwareentwicklung wurde ein detaillierter Anforderungskatalog entwickelt und ohne die vorherige Setzung eines Content-Management-Systems ausgeschrieben. Zugleich wurde das Thema Open-Source als eines von mehreren Gewichtungskriterien für die Auswahl der zu beauftragenden Agentur gesetzt. Die Umsetzung des Projekts erfolgte in einem agilen Prozess, sodass Anforderungen immer wieder spezifiziert, abgeändert, aber auch verworfen wurden. Immer wieder wurden Erfahrungen und Bedarfe von Kulturschaffenden abgefragt und in einer Beta-Phase wurden entwickelte Konzepte mit der Zielgruppe verprobt. Die Veröffentlichung von Funktionalitäten erfolgte schrittweise. Die Plattform startete mit einem Set an Grundfunktionen, welche im weiteren Projektverlauf erweitert wurden. Das Feedback von Nutzenden floss hierbei in die Anforderungsformulierung für weitere Funktionen und Fehlerbehebungen ein.
  • Multiplikatoren & ein langer Atem: Um die Plattform bekannt zu machen, wurde eine Out-of-Home Kampagne sowie Online-Werbung beauftragt. Aufgrund der Größe der Region ist es aber erschwert, innerhalb kürzester Zeit eine Aufmerksamkeit für eine neue Online-Plattform zu erzeugen. Infolgedessen wird die Steigerung der Bekanntheit von kulturis eine langfristige Aufgabe bleiben und hierbei wird vor allem auf Multiplikatoren gesetzt. Viele Studien zu Kulturbesuchen zeigen, dass diese vermehrt aufgrund persönlicher Empfehlungen initiiert wurden und so ist es auch erforderlich, dass kulturis seine Bekanntheit schrittweise durch Empfehlungen von Nutzenden erweitert. Auch die regionalen Kulturschaffenden tragen dazu bei, indem sie Werbematerial auslegen, auf Social Media interagieren oder im Rahmen von Kooperationen mit kulturis zusammenarbeiten. Hinsichtlich der Online-Kommunikation braucht es einen langen Atem: Der Aufbau von Social-Media-Kanälen erfordert einerseits viel Zeit und Kontinuität, andererseits bringen die Algorithmen der Plattformen mit sich, dass nicht immer alle Follower Inhalte auch zu sehen bekommen. Als Alternative hierzu wird daher auch ein wöchentlicher Newsletter angeboten, um weitere Zielgruppen zu adressieren.

OpenCulturas ist eine sogenannte Drupal-Distribution. Drupal ist ein weltweit genutztes und erprobtes Content-Management-System (CMS), welches die technische Grundlage für OpenCulturas darstellt. Eine Drupal-Distribution kombiniert dabei Drupal als Kernsystem mit einem Set an ausgewählten Erweiterungsmodulen und einer mitgelieferten Konfiguration, welche das Zusammenspiel der Komponenten und Grundeinstellungen vorgibt. OpenCulturas ist als Distribution darauf bedacht, Kulturschaffende und -interessierte sowie deren Bedürfnisse stets vor Augen zu haben und für diese Zielgruppe ein gutes Nutzungserlebnis schaffen. Zugleich stellen wir sicher, dass aus unserer Sicht essenzielle Prinzipen wie Barrierefreiheit, Datenschutz und digitale Souveränität out-of-the-box erfüllt werden. Die bestehenden Funktionen können bei Bedarf individuell durch weitere Drupal-Module oder Eigenentwicklungen erweitert werden.

Folgende Funktionen sind in OpenCulturas bereits integriert:

  • Kalender: Termine eintragen, die in verschieden gefilterten Kalendern (oder auf einer gemeinsamen Karte) versammelt werden
  • Veranstaltungskatalog: Wiederverwendbare Veranstaltungsbeschreibungen (auch für Workshops geeignet), die in einem eigenen Katalog durchsuchbar und filterbar sind
  • Magazin: Beiträge in einem Magazin unter verschiedenen Rubriken/Formaten veröffentlichen
  • Orte: Veranstaltungsorte anlegen, auf die Termine immer wieder verweisen können – zusammengefasst auf einer OpenStreetMap. Die zentrale Datenpflege der Lokalitäten gewährleistet eine hohe Aktualität.
  • Persönliche Profile und Gruppenprofile: Profile erstellen als Showcases für sowohl einzelne Kulturschaffende als auch für Bands, Ensembles, Vereine und Initiativen
  • Community-Funktionen: Private Merk- und öffentliche Empfehlungslisten sowie Kommentarfunktion
  • Mehrsprachigkeit: Die Oberfläche OpenCulturas ist bereits in Englisch und Deutsch verfügbar, kann aber um weitere Sprachen ergänzt werden. Inhalte können in mehrere Sprachen übersetzt werden.
  • Alle Inhalte können untereinander verknüpft werden und sind wiederverwendbar: nie wieder redundante Informationen kopieren

Das System ist für User-generated content (von den Nutzenden selbst erstellte Inhalte) ausgelegt und verfügt über entsprechende administrative Funktionen wie Freigabeworkflows und Inhaltsübersichten zur Verwaltung der Inhalte. Eine zentrale Pflege der Inhalte ist ebenso möglich. Entsprechende Prozesse für Missbrauchsmeldung und Inhalteübernahme sind ebenso implementiert wie eine elaborierte Lizenzverwaltung für Medieninhalte (z. B. Kennzeichnung von Urhebern und Creative-Commons-Lizenzen von Bildern).

OpenCulturas kann auf einem dediziert Server betrieben werden oder zukünftig auch über den OpenCulturas e.V. als „Managed OpenCulturas“ gebucht werden.

Informationen Landkreis

Region Südniedersachsen mit den Landkreisen Göttingen, Northeim, Osterode und Teile von Goslar