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Digitales Baulücken- und Leerstandskataster

Der Landkreis Schaumburg stellt den kreisangehörigen Kommunen ein digitales Baulücken- und Leerstandkataster zur Verfügung, welches im Rahmen des Förder-programms „Umbau statt Zuwachs“ entwickelt wurde. Neben einem Überblick über Leerstände und Baulücken erhalten die Kommunen durch die digitale Plattform zudem die Grundlagen für Planungen.

Das digitale Baulücken- und Leerstandkataster wurde im Rahmen des Modellprojekts „Umbau statt Zuwachs“ des Niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung entwickelt. Kooperativ entwickelten die vier Landkreise Schaumburg, Hameln-Pyrmont, Holzminden und Nienburg/Weser mit 17 Städten und Gemeinden aus diesem Raum verschiedene Instrumente. Dabei ging es im Kontext der Revitalisierung von Ortskernen in Dörfern sowie in Klein- und Mittelstädten um die erforderlichen Umbau-, Modernisierungs- und Rückbauprozesse. Das Leerstandsmanagement auf Basis konkreter Daten wurde fokussiert betrachtet.

Das Projekt wurde bereits im Jahr 2012 abgeschlossen. Seitdem steht das Kataster als webbasierter Dienst allen Gemeinden des Landes Niedersachsen kostengünstig zur Verfügung. Die digitale Lösung wird vom Niedersächsischen Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung (LGLN) angeboten und wurde vom Landkreis Schaumburg aus dem Projekt heraus übernommen und den kreisangehörigen Kommunen zur Anwendung empfohlen.

Zudem wurde diese Lösung als innovatives Projekt im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ der Initiative „Deutschland - Land der Ideen“ 2015 prämiert. Das Projekt wurde durch die Kooperationspartner der „Regionalen Entwicklungskooperation Weserbergland plus“ (REK Weserbergland plus) seitdem erfolgreich fortgeführt, z. B. durch das anschließende Förderprogramm „Umbau statt Zuwachs²“.

Das digitale Baulücken- und Leerstandkataster erlaubt eine schnelle, unkomplizierte sowie vollständige Erfassung und Pflege von Leerständen und Baulücken. Es ist ausschließlich für die interne Verwendung bestimmt. Für externe Akteure besteht keine Möglichkeit, die digitale Lösung zu nutzen.

Den Kommunen werden viele Möglichkeiten durch die Anwendung geboten, ihre Daten zu nutzen. So werden neben Leerständen und Baulücken auch Daten zur Altersstruktur durch die Gemeinden unter Berücksichtigung des Datenschutzes in das Kataster eingepflegt. Durch eine Verschneidung dieser mit den Meldedaten der Einwohner:innen ist eine Visualisierung durch Karten möglich, welche kritische Ausmaße von Leerstand oder eine Überalterung der Bevölkerung für die jeweiligen Verwaltungen sichtbar macht. Die Karten können analog gedruckt, exportiert und automatisiert ausgewertet werden.

Auf Basis dieses Kartenmaterials können Stadt- oder Regionalentwicklungsprojekte angestoßen sowie Ortskerne durch Um- oder Rückbau lebenswerter gemacht und gefördert werden. Das Baulücken- und Leerstandkataster ist auch ein wichtiges Tool im Rahmen der regionalplanerischen Abstimmung zwischen den für die Bauleitplanung zuständigen Kommunen und dem Landkreis als Träger der Regionalplanung, insbesondere im Hinblick auf die Begründung des qualifizierten Bedarfsnachweises für die Ausweisung von Wohnbauflächen im Flächennutzungsplan.

Das digitale Baulücken- und Leerstandkataster kann in zwei Stufen genutzt werden:

  • Neben potentiellen Leerständen und Baulücken kann auch die Altersstruktur der Bewohner:innen der jeweiligen Gemeinde angezeigt werden. Die Verschneidung der vorhandenen Daten mit den Meldedaten der Einwohner:innen ist hierbei zentral.
  • Mit Hilfe von speziell entwickelten Erhebungsbögen können vor Ort qualitative Daten ermittelt werden, z.B. über den Zustand leerstehender Gebäude und über die Bebaubarkeit von Grundstücken. Im Nachgang können diese erhobenen Daten im Baulücken- und Leerstandkataster erfasst werden.

Mit Hilfe dieser Daten können verschiedene Aussagen getroffen und Schlüsse gezogen werden, exemplarisch zu der Lage und räumlichen Häufung der erhobenen Baulücken und Leerstände. Zudem besteht durch die Integration der Altersstrukturen in das Tool die Möglichkeit, die Lage möglicher zukünftiger Leerstände anzeigen zu lassen (siehe „Baulücken- und Leerstandskataster (BLK) – Leitfaden, Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen“).

Als einen zentralen Mehrwert in der Erstellung von anschaulichen Karten durch das Tool kann die Bewusstseinsförderung in Politik und Verwaltung für die Leerstandproblematik sowie für die Alterung und Entwicklung der Bevölkerung angesehen werden. Durch das kontinuierliche Monitoring von Leerständen und dem Wohnungsmarkt fungiert das Kataster als Frühwarnsystem für ebendiese Herausforderungen. Die Auswertung und Integration der Altersstruktur in das Kataster ist ebenfalls für die Infrastrukturplanung wertvoll. Neben der Planung für Schulstandorte und Spielplatz-rück- oder -ausbaumaßnahmen können die Standorte seniorengerechter Wohnanlagen oder Bewegungsparks besser geplant werden. Die Daten aus dem Kataster liefern auch eine wichtige Grundlage für die Nahverkehrsplanung, die ärztliche Grundversorgung oder den Einzelhandel.

Darüber hinaus können neben dem Aufzeigen von Baulandreserven in weiteren Prozessschritten notwendige städtebauliche oder planerische Maßnahmen räumlich gesteuert werden. Zudem stellt das Kataster die Grundlage für Konzepte hinsichtlich der Gebäudeumnutzung und Ortsentwicklung sowie zur Vermarktung von Baulücken und Leerstände über die Bauland- oder Immobilienbörse dar.

Im Landkreis Schaumburg besitzen nur etwa ein Drittel der Kommunen die Lizenz für die Nutzung der Plattform. Hierbei gibt es bedeutende Unterschiede zwischen größeren und kleineren Kommunen. Die zentralen Hemmnisse bei den kreisangehörigen Gemeinden für eine vollumfängliche Nutzung der Lösung liegen in den fehlenden personellen Ressourcen und Kapazitäten vor Ort, vor allem bei kleineren Kommunen. Die jährlichen Kosten betragen 568 Euro, inklusive der einmal pro Jahr stattfindenden Verschneidung der Meldedaten der Einwohner:innen.

Hinsichtlich der Auswertungsmöglichkeiten wurde das Kataster jedoch eher für kleinere Orte und die Revitalisierung dieser konzipiert. Generell stellt das Kataster in den Kommunen, welche es verwenden, eine große Hilfestellung bei der alltäglichen Arbeit dar und besitzt als Planungstool einen hohen Mehrwert. Im Jahr 2015 hat sich das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung dazu bereiterklärt, das Tool zu aktualisieren. Die Chancen für die Arbeit mit Kataster könnten hierdurch deutlich verbessert werden.

Informationen Landkreis

Landkreis Schaumburg (Niedersachsen)
Fläche: 676 km²
Einwohner:innen: 158.108
234 Einwohner:innen je km²