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Fabmobil

Graphische Darstellung eines Querschnits durch einen Bus. Darin wird gearbeitet, gelernt und diskutiert.

Das Fabmobil ist ein fahrendes Kunst-, Kultur- und Zukunftslabor, das in ganz Sachsen und darüber hinaus unterwegs ist. Dabei handelt es sich um einen mit Digitaltechnik und Werkzeugmaschinen ausgestatteten Doppeldeckerbus, in dem Workshops und Kurse für Kinder und Jugendliche angeboten werden. Ursprünglich in Ostsachsen gestartet, fährt das Fabmobil inzwischen regelmäßig Schulen, Jugendzentren und Begegnungsorte im gesamten Bundesland an. Ziel des Fabmobils ist es, kreative Technologien wie 3D-Druck, Virtual Reality, künstliche Intelligenz und Programmierung in den ländlichen Raum zu bringen und dort zu verankern.

In den ländlichen, dezentralen Regionen Ostdeutschlands gibt es nur wenige Projekte, die sich an Kinder und Jugendliche wenden, um ihr Interesse für Kunst, Design und Technologie zu fördern. Die zunehmende Abwanderung junger Menschen aus diesen Regionen verstärkt die soziokulturelle Unterversorgung noch weiter und erschwert es, entsprechende Projekte lokal zu organisieren und dauerhaft zu halten.

Ein Projekt, das sich dieser Fehlentwicklung entgegenstemmt, ist das Fabmobil. Das fahrende Kunst-, Kultur- und Zukunftslabor in Sachsen ist ein mit Digitaltechnik und Werkzeugmaschinen ausgestatteter Doppeldeckerbus, in dem Workshops und Kurse insbesondere für Kinder und Jugendliche angeboten werden. Ziel des Projektes ist es, durch das Entwerfen, Testen und Arbeiten mit neuen Technologien ein tieferes Verständnis für Digitalität bei Kindern und Jugendlichen zu schaffen. Mit dem Bus werden kreative Technologien wie 3D-Druck, Virtual Reality, künstliche Intelligenz und Programmierung in den ländlichen Raum Sachsens gebracht, um damit zur Vitalisierung und Aktivierung bestehender Angebote und zum Aufbau neuer, digitaler Kultur- und Erlebnisformate beizutragen. Neben der Grundidee, neue Technologien aufs Land zu bringen, geht es im Rahmen des Projektes auch darum, kulturelle, soziale und gesellschaftspolitische Aspekte zu thematisieren und damit einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der kulturellen, künstlerischen und sozialen Kompetenz von Kindern und Jugendlichen zu leisten.

Das Fabmobil versteht sich als sinnstiftender und mobiler Agent für Kultur- und Bildungsangebote. Im Verlauf der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen hat sich eine klare Mission für das Fabmobil herausgestellt: die Transformation der Kinder und Jugendlichen von reinen Konsumenten hin zu kulturellen Produzenten. Durch das Angebot soll die kulturelle Selbstverwirklichung, die berufliche Orientierung und eine breite sozio-kulturelle Teilhabe ermöglicht werden. Mobile Workshops, Kurse und kreativ-kulturelle Erlebnisangebote ermöglichen dabei ein ergebnisoffenes Experimentieren. Dabei ist das projektbasierte Miteinander wichtig: Das freie und unterstützte Ausprobieren, die Freude am Experiment und das spielerische Lernen eröffnen neue Perspektiven für die berufliche und private Zukunft.

Kern des Projektes ist ein umfunktionierter alter Bus für Stadtrundfahrten mit zwei Etagen. Im unteren Bereich befinden sich ein 3D-Drucker, ein Lasercutter, Robotik-Bausätze, Mikroelektronik, 360°-Kameras und Virtual-Reality-Headsets sowie kleinere Arbeitsplätze zum Experimentieren. Im oberen Bereich gibt es eine kleine Werkstatt, die mit Handwerkzeugen, einer Standbohrmaschine, einem Tellerschleifer, einer Bandsäge, einer Tiefziehmaschine, einer Transferpresse, einem Roboterarm, einer Internet-of-Things-Werkstatt und einem Workshop-Bereich für etwa 16 Personen ausgestattet ist.

Ähnlich einer Fahrbücherei fährt der Bus Schulen, Kulturzentren und Begegnungsstätten in ganz Sachsen an. Mit dem Fabmobil gelangen die Angebote des Projektes direkt zu den Kindern und Jugendlichen vor Ort, was sich auf dem Land als großer Vorteil darstellt.

In regelmäßigen Workshops und einer offenen Medienwerkstatt wird Kindern und Jugendlichen sowie einer interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit geboten, Kreativtechnologien unter der Betreuung geschulter Workshopleiter:innen auszutesten und Kompetenz in digital- und gesellschaftspolitischen Bereichen zu erlangen. Das Fabmobil bringt darüber hinaus in intergenerationellen Angeboten jugendliche Smartphone-Profis mit arbeitserfahrenen und teils pensionierten Technikexperten zusammen, wodurch ein generationsübergreifender Lernprozess entstehen kann. Dabei werden einmal besuchte Orte immer wieder angefahren, um ein verlässliches Angebot zu schaffen. Als das Projekt vor einigen Jahren startete und noch vor allem in Ostsachsen unterwegs war, versuchte man ein Jahr lang, eine Auswahl an acht Schulen alle zwei Wochen anzufahren – auch um vor Ort eventuell eigene regelmäßige Angebote anzustoßen. Das funktionierte zwar teilweise, war aber für das Projektteam mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht durchzuhalten. Stattdessen verlegte man sich auf die Ausweitung des Tourgebiets und reduzierte die Anzahl der Besuche an den Standorten. Heute werden die meisten Orte etwa einmal jährlich für unterschiedlich lange Aufenthalte angefahren.

Durch den mobilen Charakter des Projektes entsteht auch eine engere Vernetzung der in der Region verteilten Kultur- und Bildungsorte: Informationsmaterial wird breiter verteilt, es wird mehr Aufmerksamkeit für das regionale Kulturangebot erzeugt und neue Netzwerke werden geknüpft. Nicht selten entstehen daraus auch lokale Gemeinschaften, die die Idee des Fabmobils dauerhaft zu sich holen wollen. Hierbei unterstützt der hinter dem Fabmobil stehende Verein Fabmobil e.V. mit technischen Coaches, die dabei helfen, die Ausstattung anzuschaffen und Strukturen, wie regelmäßige Workshops und Tage der offenen Tür, aufzubauen und zu etablieren. In Sachsen sind so bereits an vier Orten Lokallabore (www.lokallabore.de) aus dem Fabmobil hervorgegangen.

Der 2017 gegründete gemeinnützige Fabmobil e.V. realisiert das Projekt Fabmobil. Seit Beginn verfolgt Fabmobil e.V. den Satzungszweck, neue und moderne Kulturtechniken in ländliche Räume zu tragen. Durch frühere Projekte bestand bereits ein reger Austausch mit Theatern, Kulturstätten und mittelgroßen Werkstätten in der Region. Diese Verbindungen zu Begegnungsstätten sollen im Projekt Fabmobil – neben der Zusammenarbeit mit Schulen – ebenfalls gefestigt und ausgebaut werden.

Gefördert wurde das Fabmobil unter anderem von der Kulturstiftung des Bundes, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, der PwC-Stiftung, der Zeit-Stiftung, der Palm-Stiftung und der Dirk-Oelbermann-Stiftung. Insgesamt hatte das Projekt elf Förderer. Seit dem Jahr 2022 ist das Fabmobil vollständig vom sächsischen Staatsministerium für Kultus gefördert.

Die Kosten für die Anschaffung, den Umbau und den Einbau der vielfältigen Ausstattung des Busses beliefen sich auf rund 400.000 Euro. Die Projektkosten betrugen im Projektzeitraum von 18 Monaten ca. 310.000 Euro. Seitdem das sächsische Staatsministerium für Kultus die Förderung mit ca. 450.000 Euro übernommen hat, kann das Fabmobil an mehr als 180 Tagen im Jahr im Einsatz sein. Das Projektteam besteht aus einer Projektleitung, einer Projektkoordinatorin, einem Techniker, einer Kollegin für die strategische Kommunikation, zwei fest angestellten Workshopbetreuer:innen und dem erweiterten Team von 22 Personen, die auf Honorarbasis die Workshops begleiten.

Veranstalter der Workshops sind die Begegnungsstätten und Schulen im Freistaat Sachsen, die das Angebot des Fabmobils kostenfrei in Anspruch nehmen können. In der Vorbereitungsphase werden gegenseitige Kooperationsvereinbarungen geschlossen.

Das Projekt ist auch für die kommenden Jahre finanziell gesichert und es entwickelt sich inhaltlich kontinuierlich weiter. Durch die starke Vernetzung der Mitglieder des Fabmobil e.V. in der deutschen Design-, Kunst-, Kultur- und Technologieszene, sowie in der Hochschullandschaft werden die Ergebnisse des Projektes auf Konferenzen, Festivals und kultur-politischen Veranstaltungen präsentiert und zur Diskussion gestellt. Nachmacher konnten so bereits begeistert werden: In Sachsen-Anhalt hat die Hochschule Merseburg ein ähnliches Konzept unter dem Namen „Innomobil“ umgesetzt. Die Projektergebnisse und -erfahrungen gibt der Fabmobil e.V. in Vorträgen und Workshops sowie Beiträgen auf der Website des Vereins an Interessent:innen aus dem gesamten Bundesgebiet weiter.

Link zur Webseite: www.fabmobil.org

Informationen Landkreis

Freistaat Sachsen
Fläche: 18.449,9 km²
Einwohner:innen: 4.043.002
219 Einwohner:innen je km²

Stand des Projektes: laufend