Startseite » Gute Praxis » RE-BUILD-OWL

RE-BUILD-OWL

Der Kreis Lippe hat sich im Jahr 2022 auf den Weg gemacht, die Bauwende in Ostwestfalen-Lippe anzugehen. Ziel ist es, die Chancen der digitalen Transformation der kommunalen Bau- und Sanierungstätigkeit zu nutzen und ein zirkuläres Bauen für die Region einzuführen.

Die zentrale Zielsetzung des Projekts besteht in dem Aufbau einer Plattform für den kommunalen Innovations- und Wissenstransfer im Bereich des zirkulären Bauens. Der Kreis Lippe entwickelt diese gemeinsam mit Akteuren aus den Kommunen in den Bereichen Planung, Vergabe, Verwaltung und Entwicklung, mit regionalen Planungsbüros, mit der Unternehmerschaft, den Hochschulen, Kammern und Handwerksbetrieben aus dem Kreis Lippe sowie mit der Region OWL (= Ostwestfalen-Lippe). Dazu zählen insbesondere das technische Gebäudemanagement, die Geschäftsstelle Lippe Zirkulär, der Wissenschaftsladen Bonn e.V. und das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement der Hochschule Trier. Parallel zum Aufbau der Plattform wird eine Roadmap für den Bereich des zirkulären Bauens erstellt. Damit soll die Entwicklung hin zu einer zirkulären, also ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft im regionalen Immobilien- und Bausektor gefördert werden. In der Aufbauphase werden prioritär Akteure aus dem Kreis Lippe sowie der sechzehn kreisangehörigen Städte und Gemeinden einbezogen.

Das Projekt wird Ende des Jahres 2023 fertiggestellt sein. Zielgruppen des Projekts sind zum einen die kommunalen Akteure der Städte und Gemeinden (Liegenschaften, Bauplanung, Kämmerei), zum anderen Unternehmen und Handwerkskammern sowie Architekten und Ingenieure aus der Region. Für diese Organisationen soll RE-BUILD-OWL eine Entscheidungshilfe für Führungskräfte bieten und als Umsetzungstool für sachbearbeitende Angestellte dienen.

Zunächst werden regionale, überregionale und internationale Datensätze analysiert, um Potentiale in der Ausgestaltung des zirkulären Bauens und des Stoffstrommanagements in den Gemeinden und Städten der jeweiligen Länder und Regionen zu identifizieren. Ausgehend von Modellgebäuden aus der Region wird geprüft, welche Szenarien für ein zirkulär gestütztes, digitales Bauen im Kreis Lippe und für die Region Ostwestfalen-Lippe umgesetzt werden können.

Um Expertisen in die Entwicklung der Modelle einzubeziehen, werden umfassende partizipative Beteiligungsformate wie Workshops oder Dialoge angeboten und durchgeführt. Insbesondere die assoziierten Partner:innen des Projekts werden engmaschig einbezogen und sollen das Projekt mithilfe ihres qualitativen Erfahrungswissens sowie vorhandener Netzwerke erweitern. Die entwickelte Roadmap dient der Verknüpfung, dem Austausch und der Erweiterung des Akteurs- und Wissensnetzwerks und ermöglicht einen überregionalen Transfer für das Projekt.

Die digitale Plattform wird als Open-Source-Lösung angeboten und schafft den Mehrwert, dass alle vorhandenen Informationen von den Akteuren umfassend genutzt werden können. Durch einen strukturierten Erfahrungsaustausch können die Erwartungshaltungen der Akteure identifiziert und in den Realisierungsprozess der Plattform aufgenommen werden. Die gesammelten Informationen auf der Plattform werden in einem „Zukunftsatlas“ gespeichert. Dieser zeigt den interessierten Gemeinden und Städten, welche Immobilien sich für das zirkuläre Bauen eignen.

Das Projekt ist im Kreis Lippe der Abteilung für technisches Gebäudemanagement und dem Umweltbereich zugeordnet. Die Projektverantwortung liegt originär beim Kreis Lippe und wird durch eine in Vollzeit besetzte Projektleitungsstelle gesteuert und vertreten. Grundsätzlich kooperiert der Kreis Lippe mit der kreiseigenen Geschäftsstelle Lippe Zirkulär und dem technischen Gebäudemanagement bei RE-BUILD-OWL sowie mit externen Partner:innen, dem Wissenschaftsladen Bonn e.V. und dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement der Hochschule Trier. Die Geschäftsstelle Lippe Zirkulär ist dabei mit einem Stellenanteil von fünf Prozent beteiligt. Sie unterstützt die Verknüpfung der Projektbereiche im Kreis und die strategische Weiterentwicklung des Projekts. Die assoziierten Partner:innen kommen aus der kommunalen Bau- und Planungsbranche und arbeiten aktiv an der Gestaltung und Umsetzung des Projektes mit. Diese Organisationen stammen sowohl aus der Region, wie z.B. CirQuality OWL, Energie Impuls OWL e.V., die Handwerkskammer zu OWL sowie dem Innovation Campus Lemgo, als auch von außerhalb der Region, wie z.B. die Madaster GmbH und der DIN e.V. Berlin.

Zur Sicherstellung des Projektverlaufs sowie der Vernetzung der Akteure dient das Projektmanagement vor Ort. In regelmäßigen Terminen finden Planungs- und Austauschtreffen statt. Ein Jour Fixe-Termin im Projektmanagement erfolgt alle zwei Wochen. Vier Mal im Jahr erfolgt ein Treffen mit den assoziierten Partner:innen des Projekts. Weitere Aufgaben des Projektmanagements umfassen zudem die Koordination von Arbeitsschritten, aufbereitende Berichterstattungen sowie die Evaluation und Synthese der Ergebnisse für die Roadmap und den Zukunftsatlas.

Zusätzlich zum Projektmanagement und der Expertise durch die assoziierten Partner:innen, tagen Arbeitskreise, welche Informationen verdichten und eine weitere Wissensaufbereitung fördern. Mithilfe der Öffentlichkeitsarbeit werden die Fortschritte des Projekts in die Bürgerschaft getragen.

Die Entwicklung der Plattformsoftware wird vom Kreis Lippe durch die Projektleitung sowie drei Direktbeauftragungen gesteuert. Dazu wird mit Software-Entwickler:innen sowie UX- und UI-Designer:innen zusammengearbeitet. Die Entwicklung findet co-kreativ unter der Einbeziehung des Akteursnetzwerks statt, zum Beispiel durch Umfragen, Interviews und Workshops. Anhand von User Journeys wird die Software inhaltlich und funktionell prototypenhaft konzipiert, getestet und anschließend realisiert. Die Software ist aktuell beim Kreis Lippe gehostet und der Support erfolgt durch die kreiseigene IT-Abteilung. Alle Mittel für die Software-Entwicklung sind im Projektbudget vorhanden.

Zukünftig soll der Kreis Lippe als Host die Plattform eigenständig bereit stellen. Die Finanzierung zur Umsetzung des Vorhabens befindet sich aktuell in Planung für den Haushalt 2024 des Kreises. Eine Förderung des Modellvorhabens RE-BUILD-OWL erfolgt über das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Rahmen von „Region gestalten – Heimat 2.0“, einer Initiative des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Die Förderquote liegt aktuell bei einem Wert von 93 Prozent und somit einem kreiseigenen Anteil von sieben Prozent in der Projektfinanzierung.

Mit dem Modellvorhaben werden anhand von Modellgebäuden Szenarien und Muster für ein zirkuläres und digital gestütztes Planen, Bauen, Sanieren sowie Rückbauen entwickelt. Diese Muster sollen genutzt werden, um neue Perspektiven in der Baupraxis zu ermöglichen, indem Materialien zirkulär, d.h. ressourceneffizient, verwendet werden können. Wie dies gelingen kann, wird gemeinsam mit Akteuren aus der kommunalen Wirtschaft sowie den regionalen und überregionalen Partnern erforscht. Als Forschungsziel wird hierbei untersucht, wie eine nachhaltige und zukunftsorientierte Wende in der (kommunalen) Bauplanung erfolgen kann, um zirkuläre und ressourcenschonende Angebote und Prozesse zu etablieren. Zudem wird erforscht, welche Prozesse und Voraussetzungen für ein entsprechendes Vorhaben benötigt und wie diese nachhaltig in den Kommunen gefestigt werden können. Als Analyse- und Entscheidungsinstrument soll die digitale Transferplattform für einen überregionalen Wissensaustausch dienen. Um den Betrieb einer zentralen Anlaufstelle zur Bündelung von Informationen und Erfahrungswissen zu gewährleisten, braucht es u.a. die Bereitstellung von bedarfsorientierten Lösungen für die Baubranche sowie die Vernetzung der Akteure.

Um als Modellvorhaben für das Land Nordrhein-Westfalen zu dienen, wird die im Projekt entwickelte Roadmap für die Circular Economy aus dem Baubereich angeboten. Die Roadmap ist eine Entscheidungshilfe für Städte und Gemeinden, strategisch zu entscheiden, wie sie die Transformation zum zirkulären Bauen angehen wollen und welche Umsetzungsmöglichkeiten bereits vor Ort vorhanden sind.

Nach Start des Projekts im Jahr 2021 befindet sich das Modellvorhaben zurzeit in einer zweijährigen Entwicklung und Demonstration eines Prototypen. Die Prototypenentwicklung befindet sich, inklusive der gegenwärtigen Demonstrationsphase, aktuell in einer zweijährigen Erarbeitung.

Relevant für eine erfolgreiche Umsetzung ist aus Sicht der Projektleitung von RE-BUILD-OWL: 1) eine umfassende Netzwerkarbeit, 2) die Partizipation vieler unterschiedlicher Akteure und Expert:innen sowie, 3) der stetige Einbezug der Kreispolitik und Mitarbeitenden in der Kreis- und den Kommunalverwaltungen. Eine transparente Informationsvermittlung schafft Vertrauen und Akzeptanz und motiviert zur Beteiligung in den Entwicklungs- und Umsetzungsprozessen.

Der Einbezug einer festen Auswahl von externen Akteuren in die Entwicklung und Gestaltung schafft, trotz des dadurch entstehenden höheren administrativen Aufwands, eine gewisse Flexibilität und Sicherheit der Bereitstellung von Angeboten.

Informationen Landkreis

Kreis Lippe (Ostwestfalen)
Fläche: 1.246,22 km²
Einwohner:innen: 346.151 (Stand 31.12.2021)
277,76 Einwohner:innen je km²

Stand des Projekts: laufend, Demonstrationsphase